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Versicherungsblog mit Schwerpunkt Berufsunfähigkeitsversicherung, Risikolebensversicherung und Verbraucherschutz.
02
Jan
2012

Berufsunfähigkeitsversicherung zahlt nicht

Kategorie: BU-Versicherung, Verbraucherschutz  ·  Autor: Matthias Helberg  ·  3 Kommentare

Die Berufsunfähigkeitsversicherung zahlt nicht? Immer wieder liest man es, oder hört im Fernsehen oder von Bekannten darüber: „Die Berufsunfähigkeitsversicherung zahlt nicht“. Was ist daran richtig, welches ist eine Hauptursache dafür und was können Sie dagegen tun, noch bevor Sie eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen?

Die Berufsunfaehigkeitsversicherung zahlt nicht - wie kann man das verhindern?

So erging es schon manchem:  Die Berufsunfähigkeitsversicherung ist abgeschlossen und ein paar Jahre sind in’s Land gezogen. Ein Unfall, eine plötzliche schwere Erkrankung, oder ein sich stets verschlechternder Krankheitsverlauf führt dazu, dass die Berufsunfähigkeitsrente beantragt werden muss.

Der Versicherer schickt umfangreiche Fragebögen an den Versicherten und fragt bei Ärzten, Krankenhäusern, weiteren Behandlern, Krankenkassen, Deutscher Rentenversicherung und bei anderen Versicherungsgesellschaften nach vorliegenden Diagnosen an. Und zwar auch aus dem Zeitraum, nach dem er beim Abschluss der Versicherung im Antragsformular gefragt hat: Also längst, bevor der Versicherungsvertrag überhaupt begonnen hat.

Nach ein paar Wochen klingelt es dann an der Haustür: Der Briefträger hat ein Einschreiben vom Versicherer in der Hand:

Berufsunfähigkeitsversicherung zahlt nicht - kommt vor bei vorvertraglicher Anzeigepflichtverletzung

Diese Berufsunfähigkeitsversicherung zahlte nicht.

 „Wir sprechen deshalb den Rücktritt von der Berufsunfähigkeitsversicherung aus (…) sehen uns daher gezwungen, die Berufsunfähigkeitsversicherung zusätzlich anzufechten (…) Der Versicherungsvertrag ist somit erloschen. Ein auszahlbarer Rückkaufswert steht hieraus nicht zur Verfügung.“ 

So schreibt der Versicherer. Die Berufsunfähigkeitsversicherung zahlt nicht. Es gibt keine Berufsunfähigkeitsrente und auch keine gezahlten Beiträge zurück. Der Berufsunfähigkeitsversicherung – GAU (größter anzunehmender Unfall), das Schlimmste, was passieren kann.


Die Berufsunfähigkeitsversicherung zahlt nicht – wie kommt es dazu?

In diesem Fall hat der Kunde schon beim Abschluss der Berufsunfähigkeitsversicherung die Gesundheitsfragen im Antrag offenbar nicht ernst genommen und falsche bzw. unvollständige Angaben gemacht.

Wer im Dezember 2003 eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließt, dabei aber ‚vergisst‘ anzugeben, dass er im Jahr davor dreimal wegen Lumboischialgie und LWS-Syndrom und im gleichen Jahr wiederholt wegen Rückenschmerzen in ärztlicher Behandlung war, kann auf kein Verständnis hoffen, wenn er zwei Jahre später seine Berufsunfähigkeitsrente in Anspruch nehmen will.

Dieses krasse Beispiel zeigt, dass sich eine vorvertragliche Anzeigepflichtverletzung rächt: Man kann nichts verheimlichen, weil man Behandler, Ärzte, Krankenkassen und andere Versicherer spätestens im Zuge der Leistungsprüfung von der Schweigepflicht entbinden muss.

Gefahr auch für ehrliche Kunden

Das Procedere der Leistungsprüfung (also der Prüfung, ob der Versicherer die Berufsunfähigkeitsrente auszahlen muss) birgt aber auch für die ehrlichen und aufrechten Versicherten die Gefahr, dass durch Angaben in Formularen und durch die Schweigepflichtentbindung Diagnosen zu Tage gefördert werden, die Sie als Versicherter vielleicht gar nicht kennen.

Das gilt insbesondere für Gesetzlich Krankenversicherte, die gar nicht wissen, was ihr Arzt mit der Krankenkasse für eine Diagnose abgerechnet hat. „Ich wollte doch nur ein paar Tage krank geschrieben werden“, heisst es dann. Wenn der Arzt den gelben Zettel ausstellt, muss er gleichwohl irgend eine Diagnose angeben.

Sicherlich gibt es auch andere Gründe, warum eine Berufsunfähigkeitsversicherung nicht zahlt. Z.B. weil keine bedingungsgemäße Berufsunfähigkeit vorliegt, oder weil auf eine andere Tätigkeit verwiesen werden kann. Nicht jedoch ohne Grund gehört es anscheinend zum Standard der Leistungsprüfung,  zeitnah eine möglicherweise vorliegende vorvertragliche Anzeigepflichtverletzung abzuklären. Alles weitere an Prüfung kann sich der Versicherer dann nämlich unter Umständen sparen.


Die Berufsunfähigkeitsversicherung zahlt nicht – was kann man noch vor Antragsstellung dagegen tun?

Um sich solche Erfahrungen zu sparen, sollten Sie sich – noch bevor Sie eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen – äußerst penibel und genau mit Ihrer Gesundheitshistorie auseinander setzen.

Fragen Sie Ihre Ärzte oder die Krankenkasse nach vorliegenden Diagnosen.

Bedenken Sie, dass Sie auch das angeben müssen, was Sie selbst (oder vielleicht sogar der Versicherungsvertreter) für unerheblich halten: Wenn Sie mehrfach im Jahr wegen Kopfschmerzen beim Arzt waren, mag vielleicht jeder einzelne Besuch unkritisch sein, aber die Summe der Besuche kann ein anderes Bild ergeben. Überlegen Sie Ihre Antworten auf die Gesundheitsfragen nicht in 5 Minuten am Tisch mit dem Versicherungsvermittler.

Ihre Gesundheitshistorie kann sich im übrigen auch auf die Wahl eines (empfehlenswerten) Versicherers auswirken: Nicht alle stellen die gleichen Gesundheitsfragen im Antragsformular, nicht alle schätzen ein Gesundheitsrisiko gleich groß ein. Niemand muss Sie versichern. Das ist auch der Grund dafür, weshalb wir in der Beratung zur Berufsunfähigkeitsversicherung statt mit Listenprämien oder dem Vergleich von Tarifen mit der Aufarbeitung der Gesundheitshistorie beginnen: Das ist der erste Schritt. Und wie man an Hand dieses Artikels erkennen kann: Unter Umständen auch der Wichtigste.

Lesen Sie in diesem Zusammenhang auch meinen Artikel  BU: Risikovoranfrage statt Antrags- „Blindflug“ mit der Begründung, warum es sinnvoll sein kann, noch vor einer Antragsstellung die eigene Versicherbarkeit per Risikovoranfrage abzuklären.


Berufsunfähigkeitsversicherung zahlt wohl!

So hätte dieser Artikel natürlich auch heißen können. Denn das sollte die Regel sein. Ist es auch bei den Verträgen, die ich als Versicherungsmakler vermittelt habe. Über reale Fälle aus unserer Mandantschaft, in denen die Berufsunfähigkeitsversicherung zahlt, berichte ich im Artikel über BU-Leistungsfälle. Es geht also doch. Mit dem richtigen Know-how und am besten einem erfahrenen Experten an Ihrer Seite…


Nachtrag vom 23.06.2015: In dubio pro Versicherungskunde

In einem Beitrag „Die Tricks der Versicherer“ berichtet Markt auf NDR3 von zwei Fällen, bei denen der BU- Versicherer nicht zahlen will.  Lesen Sie hier, was das mit großen Zahlen und einem Grundsatz in unserem Strafrecht zu tun hat.


Nachtrag vom 22.01.2013 zum Artikel „Berufsunfähigkeitsversicherung zahlt nicht“

Warum soll es mehr als sinnvoll sein, sich insbesondere als gesetzlich Krankenversicherter vor der Beantwortung von Gesundheitsfragen von seinen Ärzten einen sogenannten Laufzettel ausdrucken zu lassen, auf dem Behandlungsdaten und -Diagnosen hervorgehen? Darüber berichtet folgender Artikel der Welt: 53.000 Fälle von Krankenkassen-Abrechnungsbetrug.


Nachtrag vom 04.12.2012: Auch ZDF / WISO berichtet

Über die Probleme, wenn Kunden falsche und unvollständige Angaben im Versicherungsantrag machen, berichtet aktuell auch ZDF / WISO. Lesen Sie hier meinen aktuellen Artikel zum BU-GAU inklusive Link auf den WISO – Beitrag.


Nachtrag vom 22.02.2012 zum Artikel „Berufsunfähigkeitsversicherung zahlt nicht“

Die ZDF Sendung Frontal21 berichtete am 21.02.2012 über eine andere Ursache, weshalb die Berufsunfähigkeitsversicherung im Leistungsfall nicht zahlen kann: Weil der Versicherer bestreitet, dass Berufsunfähigkeit vorliegt und unterschiedliche Gutachter zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen.

Sehen Sie hier den Bericht  Berufsunfähigkeitsversicherung zahlt nicht auf frontal21 [Anmerkung: Ist dort leider nicht mehr online].  Lesen Sie hier das Manuskript zum Beitrag Berufsunfähigkeitsversicherung zahlt nicht auf frontal21. (Anmerkung: Leider ebenfalls nicht mehr online, war unter http://frontal21.zdf.de/ZDFde/download/0,6753,7026267,00.pdf zu erreichen).


Kontaktformular, allgemein

Kommentare zu diesem Beitrag

Matthias Helberg  |   5. Januar 2012 um 10:58 Uhr

Meine Empfehlungen zur Aufarbeitung der eigenen Gesundheitshistorie noch vor Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung flossen zwischenzeitlich in einen Artikel des Journalisten Thomas Schmitt über das Pro und Contra von Lebens- (und Berufsunfähigkeits-) versicherungen ein. Dafür Herzlichen Dank an dieser Stelle.
Der Artikel erschien im Handelsblatt ( http://bit.ly/zeCubV ) bzw. der Wirtschaftswoche WiWo ( http://bit.ly/x5gbL0 ).

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