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16
Mai
2024

Berufsunfähigkeitsversicherung Test 2024: Finanztest optimal?

Kategorie: BU-Versicherung  ·  Autor: Matthias Helberg  ·  0 Kommentare

Drei Jahre nach dem letzten BU-Test hat „Finanztest“, eine Zeitschrift der Stiftung Warentest, mit dem Juni-Heft den neuen Berufsunfähigkeitsversicherung Test 2024 veröffentlicht. Die Tester befinden 38 Angebote für „sehr gut“. Die ganz großen Patzer vergangener Tests finden sich nicht mehr, Intransparenz und fehlerhafte Aussagen gibt es auch diesmal.

Mit dem Test und dem Artikel sollen die Leser:

Den optimalen Vertrag finden

Titel in Finanztest 06/2024, Seite 78


Berufsunfähigkeitsversicherungs-Test 2024: Anbieter mit Qualitätsurteil „sehr gut“ von Finanztest

In diesem Jahr wurden folgende Versicherer und Tarife von Stiftung Warentest mit „sehr gut“ prämiert. Wir haben sie wieder in alphabetischer Reihenfolge nach Anbieter und diesmal auch mit der Gesamtnote gelistet. Je geringer die Gesamtnote, desto besser ist die Bewertung, ähnlich wie bei Schulnoten.

VersichererTarifGesamtnote
AllianzKomfort1,0
AllianzPremium1,0
Alte LeipzigerBV101,2
AXASBU1,0
BaloiseBAL0,9
BarmeniaSolo BU1,3
Bayern VersicherungSBU1,1
Canada LifeSBU1,5
CondorBasic1,2
CondorComfort1,2
CondorPremium1,2
Cosmos DirektPremium1,1
DBVSDV0,9
DialogSBU profess.1,3
ErgoKomfort1,4
ErgoPremium1,3
EuropaE-BU0,9
GeneraliSBU1,2
GothaerPremium1,0
HannoverschePremium0,9
HannoverschePremium-Plus0,9
HannoverschePremium-Exkl.0,9
HDIEgo Top0,9
HUK2424 Premium1,4
HUK2424 Premium Plus1,1
HUK CoburgPremium1,4
HUK CoburgPremium Plus1,1
LV1871Golden BU0,9
R+VComfort1,1
R+VPremium1,1
Signal IdunaExklusiv plus1,4
StuttgarterBUV plus1,2
Volkswohl BundSBU1,5
VPVSBU1,1
VRKPremium1,4
VRKPremium plus1,1
WürttembergischeSBU1,4
ZurichSBU1,5

Die Gesamtnote setzt sich zu 75 Prozent aus den Werten der Versicherungsbedingungen und zu 25 Prozent aus den Werten der Antragsformulare zusammen.

Bis zu einer Gesamtnote von 1,5 wurde ein „sehr gut“ vergeben“.

19 Angebote schnitten mit „gut“ ab, 10 mit „befriedigend“. Ein „ausreichend“ oder „mangelhaft“ wurde nicht vergeben.

Die BU Testsieger laut Stiftung Warentest

Als „ganz vorn“, also als eine Art Testsieger, bezeichnet Stiftung Warentest die Berufsunfähigkeitsversicherungs-Angebote folgender Versicherer:

  • DBV
  • Europa
  • Hannoversche
  • HDI
  • LV1871
Berufsunfähigkeitsversicherung Test 2024 von Stiftung Warentest: Finanztest optimal?

Viele Maximalbewertungen, aber deutlich weniger als z.B. im Rating von Morgen & Morgen

Auffällig ist zunächst, dass Finanztest kein Angebot mit „ausreichend“ oder „mangelhaft“ bewertet hat. Außerdem hat man „nur“ rund 57 Prozent der Angebote mit „sehr gut“ bewertet.

Das unterscheidet sich deutlich von anderen Testergebnissen, wie zum Beispiel dem aktuellen BU-Rating des Analysehauses Morgen & Morgen. Dort hatte man jüngst sogar 492 BU-Tarif-Kombinationen mit der Höchstbewertung von 5 Sternen ausgezeichnet – aber immerhin auch ein paar Tarife gefunden, die nur einen oder zwei Sterne bekommen haben.

Ergebnisse der Morgen & Morgen BU-Ratings der Jahre 2021 bis 2024

Einige gute Infos von Finanztest

Einige der Informationen, die Stiftung Warentest im aktuellen Heft gibt, sind für Verbraucher durchaus gut und nützlich.

Sei es der Hinweis, eine BU möglichst früh abzuschließen, auf Nachversicherungsgarantien und die garantierte Rentensteigerung zu achten, und dass 1.000 Euro BU-Rente in der Regel viel zu wenig sind.

Auch der Hinweis, dass der private Konsum von Cannabis zwar inzwischen legalisiert ist, aber durchaus zu Ablehnungen von BU-Anträgen führt, dürfte für die kiffende Leserschaft von Finanztest interessant sein.


Ungereimtheiten im Artikel

„Nobody is perfect“, heißt es und es gilt für Sie, für mich und eben auch für Stiftung Warentest. Sehen wir uns einmal ein paar der Fehler und Ungereimtheiten im Artikel auf den Seiten 78 bis 83 aus Finanztest 06/2024 genauer an.

Zur Höhe der BU-Rente: Über das Ziel hinausgeschossen

Die Höhe der Rente sollte so bemessen sein, dass Miete oder Kreditrate, Lebensunterhalt, Krankenversicherung, Altersvorsorgebeiträge und gegebenenfalls die Ausbildung von Kindern finanziell gedeckt sind.

Finanztest, Seite 79

Finanztest legt hier die Latte sehr hoch, bedeutet die Aufzählung doch, dass man quasi die Gesamtausgaben eines Haushaltes absichern sollte. Ist das ein Tipp, der nur für Singles gelten soll?

Das kann nicht nur an den Versicherern scheitern, die sehr konkrete Vorstellungen davon haben, wie hoch man sich bei ihnen absichern kann. Es ignoriert auch, dass ein Haushalt oft aus mehreren verdienenden Personen besteht und die Ausgaben aufgeteilt werden können.

Auch sollte man nicht vollkommen außer Acht lassen, dass viele Berufsunfähige zumindest zeitweise zusätzlich eine Rente wegen Erwerbsminderung erhalten. Wenn das der Fall ist, fallen in der Regel auch keine zusätzlichen Beiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung an, die werden direkt von der Erwerbsminderungsrente abgezogen. Privatversicherte müssen hingegen immer ihre Beiträge weiterzahlen.

Besser wäre es, zunächst einen Versorgungs-Check-up zu machen und dann in Ruhe zu überlegen, welche Kosten bei Berufsunfähigkeit auf jeden Fall abgesichert sein müssen.

„Unser Rat: Früh abschließen“: „Früh“ laut Finanztest kann schon zu spät sein

Der Rat, eine BU möglichst früh abzuschließen, ist auch aus meiner Sicht absolut in Ordnung. Aber warum fallen Finanztest dann nur „Studierende, Auszubildende und Berufsanfänger“ (Seite 78) ein?

Früh heißt heute, im Jahr 2024, noch als Schülerin oder Schüler eine BU abzuschließen. Der Grund ist simpel: Später braucht man die BU sowieso, es ist aber ungewiss, ob man sie dann noch bekommt. Oder ob man dann so wie die Studentin Edda S. aus dem Artikel dasteht und schon mit 23 Jahren aktuell keine BU bekommt, weil bereits eine Psychotherapie angegeben werden muss.

Wie so oft bei Finanztest: Man hat teilweise die Realität vor Augen, sogar direkt im Artikel, ist aber nicht in der Lage, daraus wirklich sinnvolle Schlüsse zu ziehen.

Den Einstieg in eine BU kann man seinen Kindern oder Enkeln inzwischen übrigens bereits ab dem 7. Monat sichern. Das ist wirklich früh.

Erhöhungsmöglichkeit durch die Nachversicherungsgarantie: Knapp daneben ist auch vorbei

Das Thema Nachversicherungsgarantie spielt im Artikel eine große Rolle und wird auch getestet. Leider ist die folgende Aussage aber zumindest irreführend:

Eine Absicherung bis zu 80 Prozent des Jahresnettoeinkommens ist bei einigen Versicherern möglich.

Finanztest 05/2024, Seite 80

Also vollkommen falsch ist die Aussage nicht. Bis zu 80 Prozent vom Nettoeinkommen sichern viele Versicherer im Rahmen der Nachversicherungsgarantie ab.

Die wirklich leistungsstarken BU-Tarife bieten jedoch eine Absicherung bis zu 70 Prozent vom Bruttoeinkommen an. Das ist deutlich mehr.

Risikozuschlag und Leistungsausschluss: An der Realität vorbei geraten

Gut finde ich, dass Finanztest immer wieder auf die Bedeutung der Gesundheitsfragen im Antrag hinweist. Nur, was die potentiellen Auswirkungen der Angabe vor Vorerkrankungen angeht, muss die Redaktion in einer Parallelwelt leben:

Wer eine Vorerkrankung hat, muss dann oft einen Risikozuschlag zahlen. Manchmal gibt es Schutz nur mit einer Ausschlussklausel, etwa für Leistungen bei Wirbelsäulenerkrankungen (…)

Finanztest 0672024, Seite 80

Ich weiß wirklich nicht, womit man diese Aussage begründen will, denn in der Realität ist es genau andersherum: Oft wird eine Vorerkrankung (oder Sportart) vom Versicherungsschutz ausgeschlossen und manchmal gibt es einen Risikozuschlag, man muss also einen höheren Beitrag zahlen.

Erst jüngst hat das Analysehaus Morgen & Morgen dazu aktuelle Werte geliefert.

Laut Morgen & Morgen nehmen die Versicherer rund 79 Prozent aller Anträge zur Normalkonditionen an. Nur 3 Prozent der Anträge lehnen die Versicherer ab. Infografik (c) www.helberg.info

Laut Morgen und Morgen – deren Statistiken noch immer auf einer hohen Anzahl teilnehmender Versicherer beruhen – werden 10 Prozent der BU-Anträge mit einem Leistungsausschluss angenommen, während nur 3 Prozent einen Risikozuschlag bekommen.

Für die Versicherten wäre es meiner Meinung nach umgekehrt übrigens besser: Denn ein Risikozuschlag bedeutet, dass alle angegeben Vorerkrankungen mitversichert werden können. Das ist im Leistungsfall deutlich entspannter, als wenn man sich wegen einer ausgeschlossenen Vorerkrankung streiten muss. Aber, wie gesagt, die Realität in der Branche sieht eben anders aus.

Abrechnungsdiagnosen / Fehldiagnosen: Auf Marketing reingefallen

Schön ist, dass Finanztest endlich auf das Problem falscher bzw. gefälschter Diagnosen aufmerksam macht. Allerdings helfen die Tipps für den Erhalt des Versicherungsschutzes nicht: Eine Korrektur bei Ärzten, kassenärztlicher Vereinigung und Krankenkassen kann viel Kraft kosten und monatelang, wenn nicht jahrelang dauern.

Viel praktikabler ist es, Belege für die korrekten Diagnosen zu sammeln und schon vor dem Abschluss dem Versicherer gegenüber mit offenen Karten zu spielen. Am besten im Rahmen einer anonymen Risikovoranfrage.

So richtig reingefallen ist Finanztest auf den Marketing-Gag einiger Versicherer:

Bei manchen Versicherern gehen irrtümliche Risikoeinschätzungen und fehlerhafte Dokumentationen nicht zulasten der Versicherten (…)

Finanztest 06/2024, Seite 82

Solche „Gänseblumenklauseln“, wie ich sie nenne, sehen zum Beispiel so aus, wie hier am Beispiel von Swiss Life gezeigt.

Auszug aus den BU Versicherungsbedingungen, 16.2.7 Nachgewiesene Abrechnungsdiagnosen

Da steht „nachgewiesene Abrechnungsdiagnosen“. Sie tauchen in dem Teil der Versicherungsbedingungen der Swiss Life auf, in dem es um die Ausübung der Rechte des Versicherers geht. Also nach Abschluss des Vertrages.

Wenn sich Abrechnungsdiagnosen erst zeigen, wenn Sie berufsunfähig, fertig und kaputt sind und Sie dann noch die Kraft aufbringen sollen, sich mit Ihren ehemaligen oder noch behandelnden Ärzten um Fehldiagnosen zu streiten, dürfte das der vollkommen falsche Zeitpunkt sein.

Wenn Versicherer eine potentielle vorvertragliche Anzeigepflichtverletzung oder arglistige Täuschung feststellen, haben sie nur wenig Zeit, von ihren Rechten Gebrauch zu machen: Genau einen Monat (VVG § 21 (1)).

Sollten Sie aber tatsächlich in der Lage sein, rechtzeitig (!) einen Nachweis zu erbringen, dass die Diagnosen falsch sind – meinen Sie, ein Versicherer würde dann trotzdem deswegen noch rechtliche Schritte ergreifen? Ganz egal, ob eine solche Klausel im Bedingungswerk steht oder nicht …

Schüler, Beamte, Selbständige und Freiberufler gibt es anscheinend nicht

In der Welt der Stiftung Warentest scheint es nur Studierende, Azubis, Arbeitnehmer und Rentner zu geben. Anders kann man sich nicht erklären, warum Schüler, Beamte, Selbständige und Freiberufler im BU-Test nicht einmal eine Erwähnung finden. Das ist bedauerlich, denn für sie sind bestimmte und teilweise andere Kriterien bei der Auswahl einer BU von großer Bedeutung.

Der im Artikel erwähnte Beispiel-Kunde Marius K. beispielsweise studiert Germanistik und Philosophie auf Lehramt. Das deutet auf einen Berufsweg in Richtung Beamtenlaufbahn hin. Hier wäre zumindest einmal die Info sinnvoll gewesen, dass seine BU nach Möglichkeit eine Dienstunfähigkeitsklausel beinhalten sollte – oder die Option auf einen Wechsel in eine Dienstunfähigkeitsversicherung.


Standard-Kriterien und wieder Intransparenz im Berufsunfähigkeitsversicherung Test 2024 von Finanztest

Finanztest hat nur reine BU-Tarife, keine Kombitarife getestet. Man hat also den Test-Kandidaten zu verstehen gegeben, was man nicht haben will.

Das hätte man auch bei den Kriterien für den BU-Test machen können. Sieht man sich einmal die bewerteten Bedingungen und Kriterien auf den Seiten 84 und 86 an, stellt man fest, dass so gut wie alle mit „sehr gut“ oder „gut“ bewerteten Angebote gleich alle der ersten fünf Kriterien in den Spalten A bis E erfüllen. Als da wären:

  • Verzicht auf abstrakte Verweisung,
  • Sechs-Monats-Prognose,
  • Rückwirkende Leistung,
  • Rückwirkende Leistung bei später Meldung,
  • Keine Pflicht zur Meldung gesundheitlicher Verbesserungen.

Liebe Finanztester, definiert das doch gleich als K.O.-Kriterien und gebt sie als Mindestanforderung zur Teilnahme am nächsten BU-Test bekannt: Dann wäre so viel mehr Platz für viele andere wichtige Kriterien!

Oder nehmt nur eine Spalte, die aussagt, ob alle diese Mindestanforderungen erfüllt sind.

So hättet Ihr mehr Platz, um transparent zu zeigen, was Ihr denn sonst noch getestet habt – und welches Angebot deshalb wie abgeschnitten hat.

Weitere getestete und dargestellte Kriterien

Die weiteren Kriterien, die Finanztest geprüft, bewertet und in einer Tabelle aufgeführt hat, waren:

  • Ob es Nachversicherungsgarantien gibt, sie auch ohne Anlass möglich sind und auch für Verträge mit Risikozuschlag oder Leistungsausschluss gelten. Zusätzlich, ob eine Vertragsverlängerung möglich ist, wenn die Regelaltersgrenze angehoben wird. Das alles findet sich pauschal in einer Spalte F dargestellt.
  • Man hat geprüft, ob eine Erhöhung der BU-Rente von 1.000 Euro auf 2.500 Euro binnen 10 Jahren möglich ist (Spalte G).
  • Bewertet hat Finanztest, ob es eine Berufswechselklausel ohne erneute Gesundheitsprüfung gibt (Spalte H).
  • Berücksichtigt wurde in Spalte I, ob eine Leistungsdynamik / garantierte Rentensteigerung angeboten wird. Ob diese auch bei den Angeboten für die Musterkunden berücksichtigt wurde, bleibt Geheimnis der Stiftung Warentest.
  • Zuletzt wurde in Spalte J wiedergegeben, ob eine Beitragsstundung anlassunabhängig für mindestens 12 Monate und mehrmals möglich ist.

Stichwort Intransparenz am Beispiel DBV und AXA

Die DBV Lebensversicherung ist kein selbständiger Lebensversicherer, sondern eine Zweigniederlassung der AXA Lebensversicherung. So weit, so gut.

Vielleicht verwundert es deshalb nicht, dass die Versicherungsbedingungen von DBV und AXA in Sachen BU seeehr ähnlich sind. Nur, dass die DBV eine Dienstunfähigkeitsklausel und Vorteile für den öffentlichen Dienst im Bedingungswerk hat.

Wie schneiden nun beide Anbieter mit Ihrem Bedingungswerk im Test ab? Schauen wir auf die Ergebnisse nur dieser beiden Anbieter.

Dei DBV hat bei den Bedingungen mit 1,0 abgeschnitten, die AXA mit 1,2
Screenshot aus der Ergebnistabelle, Seite 84 in Finanztest 06/2024. Anbieter zwischen DBV und AXA und darunter sind entfernt.

Alle dargestellten bewerteten Bedingungen sind gleich, aber die DBV bekommt eine Note von 1,0, die AXA von 1,2. Zusätzlich preist man die DBV noch als eine Art Testsieger an. Warum?

Die Sache mit den nicht dargestellten Kriterien

Seit vielen Jahren schreibt Finanztest, man prüfe mehr Kriterien, als sie im Test dargestellt werden. Das mag ja auch sein, ist und bleibt aber intransparent.

Intransparenz fördert nicht gerade das Vertrauen. Denn wer die Kriterien eines Tests festlegt, bestimmt dadurch absichtlich oder unabsichtlich die Testsieger.

Was exakt sind also die Gründe, warum die Bedingungen des AXA-Tarifs mit 1,2 schlechter als die der DBV mit 1,0 bewertet werden? An der Dienstunfähigkeitsklausel kann es jedenfalls nicht liegen, denn „ausgewählte Sonderleistungen“ wurden nicht bewertet.

Nicht dargestellte Kriterien am Beispiel DBV und AXA

Wir haben uns das mit den geprüften, aber nicht dargestellten Kriterien („So haben wir getestet“, Seite 83) einmal genauer angesehen.

KriteriumDBVAXA
Beitragsdynamik, beliebig häufiger Widerspruch möglichErfülltErfüllt
Zinslose Beitragsstundung während LeistungsprüfungErfülltErfüllt
Maximal einmalige Befristung im Leistungsfall möglichErfülltErfüllt
Verzicht auf Kündigung bei schuldloser AnzeigepflichtverletzungErfülltErfüllt
Weltweiter VersicherungsschutzErfülltErfüllt
Unbefristete Erwerbsminderungsrente der DRV gilt als BU-NachweisNicht erfüllt (nur VBL und ZVK)Nicht erfüllt
Zuletzt ausgeübter Beruf ist versichertErfüllt (gesetzliche Regelung)Erfüllt (gesetzliche Regelung)
Wiederinkraftsetzung nach BeitragsfreistellungErfülltErfüllt
Übernahme Reise- und Untersuchungskosten bei BU im AuslandErfülltErfüllt
Auch keine Unterschiede zwischen DBV und AXA bei den geprüften, aber nicht in der Tabelle aufgeführten Kriterien.

Das ist jetzt nur ein Beispiel, weil es mir gleich ins Auge gesprungen ist. Entweder ist die Bewertung falsch, die Kommunikation nicht dargestellter, aber getesteter Kriterien ist misslungen, oder es gibt noch irgendwelche „Geheim-Kriterien“. Man kann nur raten.


Fazit zum Berufsunfähigkeitsversicherung Test 2024 von Stiftung Warentest / Finanztest

Im Vergleich zu früheren Jahren hat sich die Qualität des Artikels und des BU-Tests von Finanztest klar verbessert.

Statt bisher drei, hat man nun vier Musterkunden gewählt, für die man die Beiträge recherchiert hat. Ob die für wichtig erachtete und extra getestete Leistungsdynamik bei den Angeboten berücksichtigt wurde, wird nicht verraten. Mehr als einen äußerst groben Anhaltswert liefern die Zahlen nicht.

Was bleibt, ist die Intransparenz der Testkriterien, die eine Nachvollziehbarkeit der Ergebnisse nicht zulässt. An manchen Stellen kann man nur raten, wie sie zustande gekommen sind.

Dass Verbraucherinnen und Verbraucher auf diese Weise den „optimalen Vertrag“ finden, darf man bezweifeln.

Immerhin kann Stiftung Warentest nun wieder „Sehr gut“-Siegel vermarkten. Die Lizenzkosten dafür betragen aktuell pro Siegel zwischen 11.300 und 43.900 Euro (Download PDF, 69 kB) zuzüglich Mehrwertsteuer. Je nach Dauer (maximal 2 Jahre) und Nutzung. Oder wie es im Heft heißt: „Die Preisunterschiede sind riesig“.


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