Helberg Versicherungsmakler
Matthias Helberg Versicherungsmakler e.K. hat 4,94 von 5 Sternen 448 Bewertungen auf ProvenExpert.com
Matthias Helberg Versicherungsmakler e.K. hat 4,94 von 5 Sternen 448 Bewertungen auf ProvenExpert.com
  • +++ BU: Ausschluss akzeptieren, oder lieber mehr bezahlen? +++
  • +++ Die drei nützlichsten Klauseln im BU-Leistungsfall +++
  • +++ Wie die Kinder-BU-Versicherung gleich zweimal günstiger wurde +++
  • +++ ERGO BU Aktion 2024 für junge Leute unter der Lupe +++
  • +++ Mia: Mit 30 im Bürojob wegen Somatisierungsstörung berufsunfähig +++
Helbergs Versicherungsblog
Helbergs Versicherungsblog mit Schwerpunkt BU, Einkommenssicherung, Arbeitsunfähigkeit - viel gelesen und oft zitiert
19
Jun
2024

Vor der sicheren Berufsunfähigkeit noch schnell versichern?

Kategorie: BU-Versicherung, Versicherungsmakler  ·  Autor: Matthias Helberg  ·  0 Kommentare

Manche Menschen warten mit dem Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung, bis sie wissen, dass sie in absehbarer Zeit berufsunfähig werden. Warum das keine gute Idee ist, was das mit dem subjektiven Risiko zu tun hat, und wie wir uns in solchen Fällen verhalten.

Der Plan von der sicheren Berufsunfähigkeit geht bei einem zu späten BU-Abschluss eher nicht auf.

Neulich war ich beim BU-Forum des Rückversicherers GenRe in Köln. Da wurde ich gefragt, wie wir als Makler uns verhalten, wenn wir bemerken, dass sich jemand gezielt noch schnell gegen Berufsunfähigkeit versichern will, obwohl (besser: weil) der Leistungsfall bereits absehbar ist.

Ich musste einen Moment nachdenken, denn solche Fälle haben wir nun wirklich nur ganz, ganz selten. Unsere Kundinnen und Kunden sind ehrlich. Sie wollen sich nicht etwa gegen Berufsunfähigkeit versichern, weil sie eine Geldquelle anzapfen wollen, sondern obwohl sie hoffen, die Versicherung niemals in Anspruch nehmen zu müssen.

Das ist auch der Grundgedanke der Versicherung: Die Absicherung eines realen, aber individuell ungewissen Risikos durch ein Kollektiv.


„Und in 3 Jahren mache ich dann auf Psyche …“

Ein Erlebnis, das mir eingefallen ist, war ein Anrufer vor ein paar Jahren. Der wollte seine schweren Rückenschmerzen beim Abschluss der Berufsunfähigkeitsversicherung nicht angeben. Wörtlich sagte er: „Und nach 3 Jahren mache ich dann auf Psyche …“.

Da musste ich nicht lange nachdenken und antwortete: „Das können Sie natürlich machen. Nur nicht bei uns.“ Womit sich Telefonat und Anfrage recht zügig erledigt hatten.


„Dem Arzt habe ich gesagt, er soll mich wegen Atemwegserkrankungen krankschreiben.“

Wie es der Zufall so will, hatten wir kürzlich ein weiteres Erlebnis besonderer Art. Leider stellten sich dabei die wahren Begebenheiten nicht beim Erstgespräch heraus, sondern erst, als wir schon einige Beratungsstunden aufgewandt hatten.

Auch hier ging es um die BU-Versicherung und es war klar, dass eine anonyme Risikovoranfrage absolut sinnvoll war.

Im Beratungsgespräch per Videocall erklärte der Kunde, dass er ein paar Jahre mit dem Abschluss abgewartet hätte, um eine bestimmte Vorerkrankung nicht angeben zu müssen. So weit, so legitim.

Anschließend stellte sich heraus, dass er oft Rückenschmerzen hat und eigentlich nicht mehr lange Zeit stehen könne. Was er in seinem Beruf aber müsse. Um den Abschluss der BU nicht zu torpedieren, habe er in den letzten Jahren daher seinen Arzt gebeten, bei Krankschreibungen immer eine Infektion der oberen Atemwege zu codieren und nicht die wahren Ursachen: Beschwerden in Rücken und Beinen. Das hätte der Arzt auch getan.

Er selbst gehe davon aus, binnen 2 bis 3 Jahren berufsunfähig zu werden.

Warum wir unehrliche Kunden nicht unterstützen.

Eine Frage des Gewissens?

Ja, so ganz simpel ist die Arbeit als Versicherungsmakler nicht. Schon rechtlich stehen wir auf Seite der Versicherungsnehmer, unserer Kundinnen und Kunden. Ihnen Versicherungsschutz zu besorgen, ist unsere ureigenste Aufgabe.

Aber wir müssen nicht den Unehrlichen helfen. Denn deren Unehrlichkeit bezahlen die ehrlichen Kundinnen und Kunden mit ihren Beiträgen – und nicht irgendein anonymer Versicherungskonzern.

Wir haben den obigen Fall im Team diskutiert und waren uns schnell einig: Wer gezielt und vorsätzlich Diagnosen fälscht / fälschen lässt, den wollen wir bei seinem Vorhaben nicht unterstützen. Nicht beim Abschluss und schon gar nicht im Leistungsfall.

Also haben wir dem Kunden abgesagt und die Zusammenarbeit beendet.


Warum ist es auch für die Kunden keine gute Idee, zu tricksen?

Wer meint, schlauer als ein Versicherer zu sein, wird oft eines Besseren belehrt.

  • Es ist eben gar nicht so einfach „auf Psyche zu machen“. Dazu gibt es inzwischen viele gute Testverfahren, um reale Beschwerden von vorgetäuschten zu unterscheiden.
  • Wenn Rücken und Beine eines Tages eine körperliche Tätigkeit im Stehen nicht mehr zulassen, entstehen die Einschränkungen (außer bei Unfällen) nicht über Nacht. Meistens gibt es eine jahrelange Vorgeschichte. Die Gesundheitsfragen in den Anträgen der Versicherer beim Abschluss einer BU sollen solche Vorgeschichten zum Vorschein bringen.
  • Eine Berufsunfähigkeit muss während der Vertragslaufzeit (besser: Versicherungsdauer) eintreten. Sie darf nicht schon beim Abschluss bestehen, nicht „mitgebracht“ sein.
  • Fühlt sich ein Versicherer arglistig getäuscht oder gar betrogen, kann er den BU-Vertrag noch 10 Jahre nach Abschluss anfechten. Laut aktueller Studie von Morgen & Morgen ist das in der Berufsunfähigkeitsversicherung immerhin in rund 6 Prozent der abgelehnten Leistungsanträge der Fall.
Der häufigste Grund, warum Versicherer eine Berufsunfähigkeit nicht anerkennen, ist, dass sich die Kunden nicht mehr melden (39%). Zweithäufigster Grund ist das Nichterreichen des Grad der Berufsunfähigkeit von 50%. Infografik (c) www.helberg.info
Rund 6 Prozent der abgelehnten BU-Leistungsanträge beruhen laut Morgen & Morgen auf einer Anfechtung oder einem Betrugsfall.

Eine Frage des subjektiven Risikos?

Wenn Sie sich versichern wollen, bringen Sie ein objektives Risiko und ein subjektives Risiko mit.

  • Objektives Risiko ist so etwas wie Ihr Alter, Geschlecht und der Beruf, den Sie ausüben: Können Sie eher nicht ändern, ist halt so.
  • Subjektives Risiko ist so etwas wie die Höhe der von Ihnen gewünschten BU-Rente im Vergleich zum Einkommen, Ihr Lebensstil, und aus unserer Sicht auch die Höhe des Beitrags, den Sie für Ihre Absicherung noch bereit zu zahlen sind: Das liegt in Ihrem Ermessen, Sie können es ändern.

Für die Versicherer ist es schwierig, solche subjektiven Risiken angemessen zu bewerten, weil die Informationsbasis schmaler wird.

So geht der Trend bei den Gesundheitsfragen eher zu kürzeren Abfragezeiträumen und zu objektivierbaren Umständen (Fragen nur zu ärztlichen Behandlungen statt zu Beschwerden). Auch die Grenzen, ab denen ärztliche Untersuchungen notwendig werden, werden weiter angehoben. Also genau das, was manche Verbraucherschützer und wir als BU-Makler für unsere ehrlichen Kundinnen und Kunden wollen und durchaus positiv finden. 😉

Als Makler erfährt man schon mehr vom subjektiven Risiko seiner Kunden. Aber wie soll man damit umgehen?


So halten wir es

Unsere langjährige Beratungspraxis und das hautnahe Miterleben unserer BU- Leistungsfälle hat uns sensibilisiert: Wenn eine Kunde schreibt, „er macht alles mit“, sich mit 60 Jahren noch versichern will, plötzlich alles superschnell gehen muss, oder sehr hohe Risikozuschläge akzeptiert, bei denen das Preis- / Leistungsverhältnis mehr als fraglich ist, dann kann das ein Anzeichen dafür sein, dass etwas „im Busch“ ist. Muss es aber nicht.

Ein paar unserer Kundinnen und Kunden wurden durchaus zeitnah nach dem BU-Abschluss, teilweise im ersten Jahr, berufsunfähig. Wie bei unserem traurigsten Leistungsfall. Ahnten die etwas? Wir wissen es wirklich nicht.

Ist es eigentlich unsere Aufgabe als Makler, den Kunden auf den Zahn zu fühlen und die Fragen zu stellen, die sich der Versicherer nicht zu fragen traut?

Wir jedenfalls wollen ehrliche Kunden. Und wir wollen Versicherer, die sich an ihr gegebenes (Leistungs-) Versprechen halten. Im Gegenzug trennen wir uns von den erkennbar unehrlichen (hoffentlich: Noch-Nicht-) Kunden und meiden die Versicherer, denen wir ihr Versprechen nicht ohne Weiteres abkaufen.

Damit sind unsere ehrlichen Kunden, die Versicherer, die sie versichert haben, und wir bisher ganz gut gefahren.


Kontaktformular, allgemein

Noch keine Kommentare vorhanden

Einen Kommentar schreiben