Berufsunfähigkeitsversicherung ab wann abschließen? Diese Frage ist für Eltern besonders wichtig, deren Kinder keinen Bürojob anstreben. Denn bei einem frühzeitigen Abschluss kann es Versicherungsschutz im Extremfall zum halben Preis geben.
Als Eltern wollen wir unseren Kindern einen guten Start ins Leben verschaffen. Neben Liebe, Fürsorge, Tipps und Tricks gehört irgendwann auch der Weitblick dazu, den unsere Kinder meistens noch nicht haben. Eine Erfahrung, die viele gemacht haben und ihren Kindern nur allzu gern ersparen würden: Dass es manchmal anders kommt, als es geplant war und es gut ist, darauf vorbereitet zu sein.
In der heutigen Zeit gehört dazu auch das Thema Berufsunfähigkeitsversicherung (BU). Denn wer nicht mehr gesund genug zum Arbeiten ist, wird von der staatlichen Absicherung bitter enttäuscht werden. Die nimmt keine Rücksicht auf den eigenen Beruf oder die Qualifikation. Nur etwas mehr als die Hälfte der Anträge auf eine Erwerbsminderungsrente nimmt die Deutsche Rentenversicherung an. Wer dann tatsächlich eine solche Erwerbsminderungsrente bekommt, muss mit durchschnittlich 950 Euro im Monat auskommen.
Dabei haben Studentinnen und Studenten in der Regel noch gar keinen Anspruch auf eine Erwerbsminderungsrente. Denn sie müssten zunächst einmal in die Deutsche Rentenversicherung einzahlen und die allgemeine Wartezeit von 5 Jahren absolvieren.
Azubis haben zwar ab der ersten Beitragszahlung einen Anspruch, aber nur, wenn die Erwerbsunfähigkeit durch eine Berufskrankheit oder einen Arbeitsunfall verursacht wurde. Erst ab dem zweiten Pflichtbeitragsjahr erstreckt sich der Leistungsanspruch auch auf Freizeitunfälle und Krankheiten.
Berufsunfähigkeitsversicherung ab wann?
Wenn also klar ist, dass man selber vorsorgen muss, bleibt die Frage, wann der beste Zeitpunkt für den Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung ist? Die Antwort, die vielen Eltern am liebsten wäre: Wenn das Kind groß genug ist und sein eigenes Geld verdient, um sie selber zu bezahlen. Das doofe ist nur: Das kann für das Kind extrem teuer werden. Insbesondere, wenn es sich keinen Bürojob als Beruf auswählt. Dabei muss es noch nicht einmal in dem Beruf bereits tätig sein: Bereits die Ausbildung, teilweise auch das Studium bestimmter Fächer, führt zu hohen Beiträgen, wenn die Berufsunfähigkeitsversicherung dann „erst“ abgeschlossen werden soll.
Teure Studiengänge in der Berufsunfähigkeitsversicherung
Wer meint, Studentinnen und Studenten kämen beim Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung stets günstig davon, irrt. Die Versicherer unterscheiden bei der Beitragskalkulation die Studiengänge bereits im Hinblick auf spätere Tätigkeiten: Jura, BWL und Ingenieursstudiengänge sind besonders günstig.
Hingegen können die BUV-Beiträge für Studierende der Studiengänge Heilpädagogik, Krankenpflege oder Ergotherapie bereits doppelt so hoch sein. Musik-, Kunst- oder Sportstudenten erhalten oftmals überhaupt kein Angebot oder nur für die minimale Laufzeit bis Endalter 63. Wer gar auf Lehramt studiert, muss bei manchen Anbietern mit dem 4-fachen Beitrag für die Berufsunfähigkeitsversicherung eines BWLers rechnen.
Teure Ausbildungen in der Berufsunfähigkeitsversicherung
Auch bei Azubis werfen die Versicherer bereits einen Blick in die Zukunft und orientieren sich mit den BUV-Beiträgen am angestrebten Berufsziel. Noch einigermaßen im Rahmen liegen angehende Fachverkäufer*innen Lebensmittel. Deutlich teurer ist bei vielen Versicherern die Absicherung angehender Erzieher*innen, Ergotherapeut*innen oder Mechatroniker*innen. In der Ausbildung befindliche Tischler*innen oder Krankenschwestern / Krankenpfleger müssen mit etwa dem doppelten Beitrag von BWL-Studenten rechnen. Oder einem um die Hälfte höheren Beitrag von Verkäufern.
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Die Lösung? Noch als Schüler in die Berufsunfähigkeitsversicherung!
Egal, wie merkwürdig Ihnen die Vorstellung vorkommen mag: Wenn Ihr Kind keinen Bürojob anstrebt, ist oftmals der günstigste Zeitpunkt zum Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung, wenn es noch zur Schule geht. Im Extremfall spart das die Hälfte der Beiträge. Dabei geht es nicht um die Absicherung eines bereits konkreten Bedarfs. Vielmehr erfolgt der Abschluss vorausschauend im Hinblick auf die späteren Gegebenheiten.
Ein Beispiel: Für eine 18-jährige BWL-Studentin kostet eine Berufsunfähigkeitsversicherung in Höhe von 1.000 Euro BU-Rente bis Endalter 67 (ohne sinnvolle Zusatzbausteine) 33,08 Euro im Monat an zu zahlendem Beitrag. Für einen gleichaltrigen Studenten der Sonderpädagogik beim gleichen Versicherer sind es 81,87 Euro. Für den Ergotherapeuten in Ausbildung 63,21 Euro, für den Krankenpfleger in Ausbildung 85,50 Euro.
Versichern die Eltern ihr Kind aber noch als Realschüler in der 10. Klasse, sind 50,64 Euro zu zahlen und geht das Kind gar auf die Oberstufe eines Gymnasiums nur 41,63 Euro – alles jeweils im identischen Versicherungsumfang beim gleichen Versicherer.
Berufsunfähigkeitsversicherung ab wann? Tabelle mit Beitragsbeispielen
Alle Beiträge in der folgenden Tabelle beziehen sich auf einen Menschen, geb. 01.02.2000, 1.000.- Euro BU-Rente / Monat, bis Alter 67, ohne Extras, zu zahlende Monatsbeiträge (nicht garantierter Nettobeitrag):
BUV-Abschluss als… | Versicherer A | Versicherer B | Versicherer C |
Schüler*in | |||
– Realschule Klasse 10: | 60,03 € | 116,91 € | 50,64 € |
– Gymnasium Klasse 11: | 56,12 € | 46,86 € | 41,63 € |
Student*in | |||
– Sonderpädagogik | 63,26 € *1) | 36,10 € | 81,87 € |
– Biologie | 40,90 € | 36,10 € | 33,08 € |
– BWL | 37,16 € | 36,10 € | 33,08 € |
– Krankenpflege | 63,26 € *1) | 36,10 € | 72,28 € |
– Kunst und Musik | 63,26 € *1) | *4) | *4) |
– Lehramt | 63,26 € *1) | 124,34 € | 81,87 € |
Azubi | |||
– Fachverkäufer*in Lebensmittel | 60,03 € | 67,84 € | 63,21 € |
– Krankenschwester /-Pfleger | 93,36 € *2) | 67,06 € *3) | 85,5 € *2) |
– Erzieher*in | 60,03 € | 89,08 € | 75,72 € |
– Tischler*in | 93,36 € | 89,08 € | 85,70 € |
– Ergotherapeut*in | 83,59 € | 67,84 € | 63,21 € |
– Mechatroniker*in | 72,57 € *2) | 89,08 € | 63,21 € |
*1) Nur bis Endalter 63, *2) Nur bis Endalter 65, *3) Maximal 750 € BU-Rente, *4) Kein Angebot
Ersparnis im Laufe der Jahre: 24.000 €
Was sich als Unterschied im Monat schon nach viel anhört, summiert sich im Laufe der Jahre und kann eine gewaltige Ersparnis ergeben. So müsste die angehende Krankenschwester bei dem oben genannten Lebensversicherer C in 47 Beitragsjahren über 48.000 Euro für ihre BU aufbringen. Versichert sie sich (oder die Eltern sie) aber noch als Schülerin auf dem Gymnasium, sind sogar bei 2 Jahren längerem Schutz „nur“ gut 24.000 Euro aufzubringen. Vielleicht die einzige Chance, eine so hochwertige Absicherung (Summe der maximal möglichen BU-Renten: 588.000 Euro) überhaupt bezahlen zu können?
Wichtig: Bei den guten Versicherern erhöhen sich die Beiträge bei einem Berufswechsel nicht. Das gilt auch, wenn das Kind von der Schule in die Ausbildung oder an die Uni wechselt. Oder wenn es später einen beliebigen Beruf ausübt.
Fazit: Der frühe Vogel…
Auf die Frage, ab wann Eltern eine Berufsunfähigkeitsversicherung für ihre Kinder abschließen sollten, gibt es eine klare Antwort. Sie lautet: Möglichst noch als Berufsunfähigkeitsversicherung für Schüler, falls das Kind später keinen Bürojob ausüben will. Günstiger wird es kaum werden. Handeln Sie daher, so lange Ihr Kind noch zur Schule geht.
Kommentare zu diesem Beitrag
Hallo Matthias, du hast natürlich recht mit deiner Aussage, eine BU so früh wie möglich abzuschließen. Der Hauptgrund in meiner Argumentation sind die Gesundheitsfragen. Beim Beitrag würde ich vorsichtig sein weil, die beim Einstieg in einem Beruf teilweise schon bei einer Ausbildung bzw. Studium spätestens ab Beginn der beruflichen Tätigkeit die Beiträge neu ermittelt werden. Oder kennst du Tarife bei denen es nicht so ist.
Hallo Bernhard,
schönen Dank! Bei den guten BU-Tarifen bleibt die Einstufung beim Abschluss über die gesamte Laufzeit erhalten. Gerade das ist ja der Vorteil. Dass es gesunde Jugendliche geben soll – davon habe ich auch schon gehört 😉 . Die Gesundheitsfragen muss man genau so ernst nehmen wie immmer – und die Gesundheitshistorie der Kinder vernünftig aufarbeiten. Herzliche Grüße, Matthias
Man kann sich natürlich gegen alles im Leben versuchen abzusichern, aber ein Leben ohne Risiko gibt es nicht, für wen sich das also wirklich lohnt, ist schwer zu sagen.