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26
Feb
2013

Die Sehnsucht nach der Eierlegenden Wollmilchsau

Kategorie: Versicherungsvertrieb  ·  Autor: Matthias Helberg  ·  0 Kommentare

Die Eierlegende Wollmilchsau: In der Vorstellung manches Politikers gibt es sie schon. Sie soll nur einen anderen Namen bekommen.

In der Öffentlichkeit und der Politik wird seit Jahren über Konsequenzen aus den verschiedenen Finanzkrisen und den Folgen für die Verbraucher diskutiert. Es geht um Geldvernichtung, falsche Versprechungen, Falschberatung und Menschen, die um ihre Ersparnisse oder Altersvorsorge gebracht wurden und werden.

 

Finanz-Skandale

In der Diskussion, die ich meine, geht es um Skandale und deren Folgen, wie der Göttinger Gruppe, der Lehmann-Pleite, Vertriebsmethoden im Stil eines Mehmet Göker und seiner MEG AG, oder des ERGO-Strukturvertriebes HMI Ergo mit seiner Budapester Orgie, oder ganz aktuell den Geschehnissen um Daniel Shahin und seiner Carpe Diem, oder den Razzien bei der S&K Gruppe.

Absolut berechtigt wird seit langer Zeit darüber diskutiert, wie man zukünftig solche Skandale möglichst vermeiden kann. Da fallen einem ohne viel Aufwand einige unterschiedliche Ansätze ein:

  1. Bestimmte Finanzprodukte könnte man beispielsweise verbieten, oder gar nicht erst zulassen. Es kommt ja auch nicht jedes Medikament auf den Markt;
  2. In den Schulen könnte ‚Was man über Geld im Leben wissen muss‘ gelehrt werden;
  3. Man könnte den Menschen beibringen, dass sie selbst das allergrößte Interesse an und Wissen über ihr eigenes Geld haben sollten;
  4. Die Anforderungen an Mitarbeiter bestimmter Vertriebsformen, z.B. mehrstufiger Strukturvertriebe, könnten verschärft werden, statt ihnen (wie im Versicherungsbereich üblich) Außnahmeregelungen für den Marktzugang zu ermöglichen;
  5. Das Strafmaß für Betrug oder Untreue könnte drastisch erhöht werden;
  6. Man kann Ausbildungs- und Fortbildungsstandards für Vermittler festlegen;
  7. Man kann Provisionen verbieten;
  8. Man könnte überlegen, wie man die Branche attraktiver für die ehrlichen Leute gestalten kann.

 

Es gibt also viele Ansätze, die man prüfen und umsetzen kann.
Im Moment plädiert man in Berlin für die Einführung der eierlegenden Wollmilchsau. So verstehe ich jedenfalls Ausführungen einiger Politiker zur Einführung des Berufs des Honorarberaters.

 

Beratung zum Honoraranlageberatungsgesetz

Ein Honorarberater soll ausschließlich vom Kunden vergütet werden, „Bedürfnisse, Probleme und Anliegen der Kunden umfassend bewerten und Lösungen entwickeln“, seine Beratung soll „alle Finanzprodukte umfassen“ und „eine ausreichende Anzahl von auf dem Markt angebotenen Finanzprodukten“ soll durch ihn bewertet werden können. Natürlich soll er dann auch noch Geschäftsbeziehungen zu den einigen tausend Anbietern unterhalten, denn: „Ein Honorarberater muss Produkte, zu denen er beraten hat, auch verkaufen dürfen.“ Vielleicht sollte er dafür auch Gelegenheit haben, Anbieter und Produkte näher kennen zu lernen? Nein, nicht wirlich, denn „Nicht monetäre Zuwendungen, also zum Beispiel kostenfreie Schulungen oder Tagungen, sind auf jeden Fall verboten.“

Andere Politiker stellen sich noch mehr vor: „Ein Honorarberater muss aus dem gesamten Spektrum von Finanzinstrumenten optimale individuelle Lösungen für seine Kunden bereitstellen können.“ Im vorgelegten Gesetzentwurf fehle „eine Best-Advice-Regelung„.

Hinweis: Alle Zitate aus Redebeiträgen in dem stenografischen Bericht des Bundestages 222. Sitzung vom 21.02.2013.

 

Bittere Wahrheit: Die eierlegende Wollmilchsau gibt es nicht

So sehr ich wirklich die Sehnsucht verstehen kann, dass niemand mehr in Versicherungs- und Finanzangelegenheiten über den Tisch gezogen wird: Die eierlegende Wollmilchsau der Finanzberatung, wie sie ganz offenbar einigen Politikern vorschwebt, gibt es nicht und wird es wohl auch nicht geben können. Es werden Erwartungen kommuniziert, die vermutlich kein Mensch guten Gewissens erfüllen kann. Im Versicherungsbereich allein schon nicht und dann zusätzlich auch noch über alle anderen Finanzinstrumente?

Die Tendenz bei vielen guten Kollegen in der Branche geht wegen der immer komplexer werdenden  Zusammenhänge zu mehr und mehr Spezialisierung: Auf die Absicherung von Veranstaltungen, die Rister-Rente, Private Krankenversicherungen, oder Beratung im Leistungsfall von Berufsunfähigkeitsversicherungen.

Lieber auf einem Fachgebiet besonders gute Leistungen für die Kunden erbringen, als überall irgendwie mitmischen – oder? Ich fürchte, eine eierlegende Wollmilchsau legt schlechtere Eier, als ein Huhn, hat schlechtere Wolle, als ein Schaf, schlechtere Milch als eine Kuh und schlechteres Fleisch als ein Schwein. Wer kann das gebrauchen?

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