50 Prozent Berufsunfähigkeit. Dieser Ausdruck taucht in den meisten Berufsunfähigkeitsversicherungen im Kleingedruckten auf. Das bedeutet: Wenn Sie statt bisher 8 Stunden nur noch knapp 4 Stunden am Tag arbeiten können, ist das ein Anhaltspunkt dafür, dass Sie berufsunfähig sind. Bei den meisten Verträgen bekommen Sie ab 50 Prozent Berufsunfähigkeit Ihre Berufsunfähigkeitsrente in voller Höhe. In der Praxis ist die Ermittlung dieses Prozentwertes der Berufsunfähigkeit nicht so einfach.
Inhalt
- 50 Prozent Berufsunfähigkeit in den Versicherungsbedingungen
- Verschiedene Leistungsstaffeln
- Der Grad der Berufsunfähigkeit in der Praxis
- Woran bemessen sich 50 Prozent Berufsunfähigkeit?
- Weiterführende Links
- Anfrage stellen
50 Prozent Berufsunfähigkeit in den Versicherungsbedingungen
In den Versicherungsbedingungen der Berufsunfähigkeitsversicherung finden Sie regelmäßig Formulierungen wie:
Wird die versicherte Person während der Dauer dieser Versicherung zu mindestens 50 % berufsunfähig, erbringen wir folgende Versicherungsleistungen:
a) Zahlung der vereinbarten Berufsunfähigkeitsrente monatlich im Voraus;
b) volle Befreiung von der Beitragspflicht.
Das bedeutet, dass der Versicherer Ihnen die volle versicherte Berufsunfähigkeitsrente (BU-Rente) zahlt, falls Sie zu mindestens 50% berufsunfähig werden. Zusätzlich brauchen Sie dann auch keine Beiträge mehr zu bezahlen. Liegt der Grad der Berufsunfähigkeit unter diesen 50%, gibt es nichts.
Verschiedene Leistungsstaffeln
Die volle BU-Rente, also 100 Prozent, ab 50 Prozent Berufsunfähigkeit – das ist die am häufigsten vorkommende sogenannte Leistungsstaffel.
Einige Versicherer bieten Alternativen dazu an: Beispielsweise die halbe BU-Rente bereits ab 25 Prozent Berufsunfähigkeit und dafür die Volle erst ab einer Berufsunfähigkeit von 75 Prozent. Oder auch die volle BU-Rente erst ab einer Berufsunfähigkeit von 75 Prozent, was sich beitragsreduzierend auswirkt.

Der Normalfall: Volle Rente ab 50 Prozent Berufsunfähigkeit.
Der Grad der Berufsunfähigkeit in der Praxis
Mit wieviel Prozent in der Realität die Versicherten berufsunfähig werden, ist von Fall zu Fall unterschiedlich. In unserem Beitrag über die Berufsunfähigkeit Ursachen finden Sie Dutzende Angaben realer Leistungsfälle dazu. Nach einer Statistik der Analysten von Morgen & Morgen lehnen die Versicherer etwa ein Drittel der abgelehnten BU-Leistungsanträge deshalb ab, weil der Grad der Berufsunfähigkeit von 50 Prozent nicht erreicht wird. Lesen Sie für Details den Artikel Berufsunfähigkeitsrente Wann wird nicht gezahlt.
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Woran bemessen sich 50 Prozent Berufsunfähigkeit?
Als Sie gesund waren, konnten Sie 8 Stunden am Tag arbeiten. Nun haben Sie gesundheitliche Einschränkungen, weshalb Sie nur noch 4 Stunden am Tag arbeiten können. Das sind 50 Prozent. Also sind Sie automatisch berufsunfähig? Und wenn Sie noch mehr als die 4 Stunden arbeiten könnten, sind Sie nicht berufsunfähig? Nein, leider ist auch das in der Praxis nicht ganz so einfach. Der reine Blick auf eine Stundenzahl vor Eintritt und nach Eintritt der Berufsunfähigkeit ist nur ein Anhaltspunkt, die sogenannte quantitative Betrachtung.
Bei der Leistungsprüfung geht es stets (auch) um die Details Ihrer letzten Tätigkeit, solange Sie noch gesund waren. Und es geht um die prägenden Tätigkeiten Ihres alten Jobs – die sogenannte qualitative Betrachtung. In diesen prägenden Tätigkeiten müssen Sie zu mindestens 50% eingeschränkt sein.
Dazu und zu 50 Prozent Berufsunfähigkeit folgendes Beispiel:
Eine angestellte Haushälterin betreibt die Kantine eines Büros, putzt und besorgt die Einkäufe. Nach einem Sturz von einer Treppe kann sie keine schweren Sachen mehr heben. Sie meint, berufsunfähig zu sein. Ein Gutachter meint hingegen, dass das schwere Heben ja fast nur bei den Großeinkäufen vorkomme und die wurden nur einmal die Woche gemacht. Daher sei die Haushälterin nur zu 20% berufsunfähig. So einfach berechnet sich der Grad einer Berufsunfähigkeit aber eben nicht. Wenn die Haushälterin nicht einkaufen kann, was soll sie dann jeden Tag in der Kantine machen? Weil sie nicht einkaufen kann, ist sie in ihrer prägenden Tätigkeit (einkaufen + kochen + Kantine putzen) ganz erheblich eingeschränkt, womöglich sogar zu mehr als 50 Prozent berufsunfähig.
Unser vereinfacht dargestelltes Beispiel ist ein realer Fall, der beim Bundesgerichtshof gelandet ist, AZ IV ZR 535/15.
Weiterführende Links
- Wer diagnostiziert Berufsunfähigkeit?
- Wie funktioniert eine Berufsunfähigkeitsversicherung?
- „Ich kenne niemanden, bei dem die Berufsunfähigkeit anerkannt wurde!“
- Wann und für wen ist eine Berufsunfähigkeitsversicherung sinnvoll?
Zuletzt aktualisiert am 27.02.2021: Was bedeutet ab 50 Prozent Berufsunfähigkeit, zu 50% berufsunfähig?