Das Wichtigste im Überblick
Eine Berufsunfähigkeitsversicherung zahlt die Rente solange, wie Sie
- berufsunfähig sind und
- leben,
- maximal bis zur vereinbarten Leistungsdauer.
Durch eine Nachprüfung stellt der Versicherer fest, ob man noch berufsunfähig ist.
Von 100 Berufsunfähigen erhalten 34 noch nach 10 Jahren Leistungen. 13 sogar noch nach 15 Jahren.
Inhaltsverzeichnis
- Das Wichtigste im Überblick
- Ich bin berufsunfähig, wie lange zahlt jetzt die Versicherung?
- Leistungsdauer: Woher weiß der Versicherer, ob die Berufsunfähigkeit noch andauert?
- Wie lange zahlt die BU-Versicherung in der Praxis?
- Was kommt nach der Berufsunfähigkeitsrente?
- Weiterführende Links
- Anfrage stellen
Ich bin berufsunfähig, wie lange zahlt jetzt die Versicherung?
Wenn Ihre Berufsunfähigkeit anerkannt wurde, bekommen Sie die Berufsunfähigkeitsrente so lange,
- wie Ihre Berufsunfähigkeit andauert UND
- Sie leben UND
- die Leistungsdauer Ihres Vertrages beim Abschluss vereinbart wurde.
Wie lange Sie leben, wissen Sie nicht und wie lange Sie berufsunfähig bleiben, wissen Sie auch nicht. Aber die Leistungsdauer können Sie in Ihrem Versicherungsschein („Police“) Ihrer Berufsunfähigkeitsversicherung nachlesen. Schon beim Abschluss des Vertrages wird sie festgelegt.
Die Leistungsdauer berechnet sich ab Versicherungsbeginn, nicht ab Beginn der Berufsunfähigkeit.
Dessen ungeachtet wurde ein Versicherer, der das nicht so klar formuliert hatte, von einem Kunden (der selbst Versicherungsvertreter war) verklagt.
Der Vertreter argumentierte, er hätte das so verstanden, dass die Leistungsdauer mit Beginn der Berufsunfähigkeit beginne. Zwar war das ein Armutszeugnis für seine Ausbildung – aber er kam vor Gericht damit durch: OLG Celle Urteil vom 08.09.2016 Az 8 U 70/16 .
Leistungsdauer: Woher weiß der Versicherer, ob die Berufsunfähigkeit noch andauert?
Die Versicherer können – so wie es in den Versicherungsbedingungen vereinbart ist – das Andauern der Berufsunfähigkeit überprüfen. Man nennt das auch Nachprüfung oder Folgeprüfung. Falls sich Ihr Gesundheitszustand bessert und sie unter die 50 Prozent-Grenze fallen, gelten Sie nicht mehr als berufsunfähig. Dann kann die Versicherungsgesellschaft die Zahlung der BU-Rente einstellen.
Vielleicht üben Sie irgendwann auch eine neue Tätigkeit aus, oder machen eine Umschulung. Falls die neue Tätigkeit Ihrer Lebensstellung entspricht und Sie damit wieder mehr als 80 Prozent Ihres Einkommens aus der Zeit vor der Berufsunfähigkeit erzielen, gelten Sie in fast allen BU-Tarifen nicht mehr als berufsunfähig.
Auch dann kann die Versicherungsgesellschaft die Zahlung der Berufsunfähigkeitsrente gegebenenfalls einstellen. Das nennt man „konkrete Verweisung“. Also kann auch vom Ergebnis einer solchen Nachprüfung abhängen, wie lange Sie die Berufsunfähigkeitsrente bekommen.
Gibt es Fristen, wie oft die Nachprüfung durchgeführt wird?
Nein. Theoretisch kann ein Versicherer sehr schnell nach Anerkennung einer Berufsunfähigkeit eine Nachprüfung machen. Das kann deshalb für ihn interessant sein, weil bei einigen Versicherungsbedingungen für die Nachprüfung andere Kriterien gelten als für die Erstprüfung. Das wiederum wirkt sich darauf aus, wie lange der BU-Versicherer die Rente zahlt.
Wie oft wird die BU nachgeprüft?
Es gibt keine unabhängige Statistik, wie oft die Versicherer ein Nachprüfungsverfahren durchführen.
Bei den Leistungsfällen unserer Kundinnen und Kunden wird in der Regel alle 2 Jahre, eventuell einmal jedes Jahr, geprüft. Die Prüfung erfolgt in aller Regel durch einen Fragebogen, den die Versicherte Person ausfüllen muss.
Bei Krankheiten, bei denen angenommen wird, dass sie sich nicht mehr bessern können, reicht den Versicherern oft eine Lebensbescheinigung. Das ist eine Bestätigung z.B. der Bank, dass man noch lebt.
Man muss also nicht damit rechnen, sich jedes Jahr neu einem Gutachter vorstellen zu müssen. Aber die meisten Versicherungsbedingungen sehen das Recht des Versicherers dazu vor.
Wie lange zahlt die BU-Versicherung in der Praxis?
Exakte, konkrete und von unabhängiger Seite erhobene Daten wurden unseres Wissens bislang leider nicht veröffentlicht. Im Jahr 2019 bezifferte das Analysehaus Franke & Bornberg die durchschnittliche Leistungsdauer einer Berufsunfähigkeitsversicherung mit 6 Jahren.
Im Mai 2021 nannte Morgen & Morgen in einer Pressemitteilung zum neuen Jahrgang des Morgen & Morgen Rating Berufsunfähigkeit 7 Jahre als durchschnittliche Leistungsdauer.
Am 27.05.2021 veröffentlichten wir exklusiv konkrete Zahlen eines der größten deutschen Lebensversicherer. Sie zeigen:
- 60 Prozent der leistungspflichtigen BU-Verträge leisten noch 5 Jahre nach Anerkennung der Berufsunfähigkeit;
- 34 Prozent solcher Verträge leisten auch noch 10 Jahre nach Anerkennung;
- 13 Prozent leisten noch 15 Jahre nach der BU-Anerkennung.
Hier geht es zum Artikel „Die meisten BU-Leistungsfälle laufen bis zum (bitteren) Ende„.
Anhand der Leistungsfälle unserer Kundinnen und Kunden können wir feststellen: Die meisten Betroffenen werden im Alter ab Mitte 40 berufsunfähig – und bleiben es anscheinend bis zum Ende der vereinbarten Leistungsdauer.
Manche sind aber auch nur einige Monate oder wenige Jahre berufsunfähig. Wenn eine Berufsunfähigkeitsversicherung nur wenige Monate zahlt, dürfte einer der häufigsten Gründe sein, dass die versicherte Person verstorben ist. Oft ist das bei Krebs der Fall. So, wie bei unserem traurigsten Leistungsfall.
Was kommt nach der Berufsunfähigkeitsrente?
Manchmal braucht man eine Berufsunfähigkeitsrente nur einige Monate oder wenige Jahre lang. Das ist der Fall, wenn man wieder gesund genug zum Arbeiten ist. Der BU-Versicherer stellt dann die Zahlung der BU-Rente ein.
Manche Versicherer zahlen dann eine sogenannte Wiedereingliederungshilfe, eine einmalige Summe von meistens 3 bis 6 Monatsrenten. Die Berufsunfähigkeitsversicherung läuft anschließend weiter und man muss auch wieder die Beiträge bezahlen.
Wenn man bis zum Ende der Leistungsdauer berufsunfähig bleibt, kommt …? Die Altersrente und die private und gegebenenfalls betriebliche Altersvorsorge. Damit dann nicht der finanzielle Absturz droht, sollte man rechtzeitig vorsorgen.
Viele Kapitallebens- oder Rentenversicherungen wurden früher deswegen mit einer BU–Zusatzversicherung („BUZ„) abgeschlossen. Die weitere Beitragszahlung für den Sparvertrag übernimmt im Fall einer Berufsunfähigkeit dann der Versicherer.
Welche weitere Möglichkeiten es gibt, die Altersvorsorge auch im Fall einer Berufsunfähigkeit abzusichern, finden Sie im Artikel Was macht die Altersvorsorge, wenn man berufsunfähig wird?
Weiterführende Links
- Die meisten BU-Leistungsfälle laufen bis zum (bitteren) Ende
- Die Berufsunfähigkeitsrente und Krankenkassenbeiträge / Private Krankenversicherung
- Berufsunfähigkeitsrente versteuern
- Unser traurigster Leistungsfall
- Berufsunfähigkeitsversicherung auf Wikipedia
- Wie lange sollte die Berufsunfähigkeitsversicherung laufen?
- LV 1871: So retten Sie Ihre Altersvorsorge falls Sie berufsunfähig werden